News Detail: CD: Top Tipps |
POP
Thomas
Anders: This Time
"Yo! Back in the fact with full respect! The one and only original.
Giving you what you've been waiting for and a place to be. My man, BIG T,
give it up for the voice of choice: Thomas
Anders!" So lautet das Anfangsplädoyer von "Nothing's
Gonna Stop Us Now", enthusiastisch vorgetragen von irgendeinem namenlosen
Statisten. Wer nun glaubt, Boxkampfansagen passten nicht zu Thomas
Anders, der erinnere sich daran, dass die "Dark Side Of Modern
Talking" in 20 Jahren Erfolgsgeschichte keine Peinlichkeiten
ausgelassen hat. Warum sollte er ausgerechnet jetzt damit anfangen? "This
Time (The 19th Album)" nennt sich das Machwerk Nr. 1 nach dem Split
mit Big Dieter. Wir erinnern uns: Das Erstlingswerk der erfolgreichsten
deutschen Popband hieß damals "Album Nr. 1". Schön
zu wissen, dass es wie daheim bei Muttern auch im Popgeschäft Dinge
gibt, die immer gleich bleiben. Und bei Thomas
Anders gehört außer der Konsequenz bei der Namensgebung
auch ganz besonders das konstante Level dazu, auf dem er seine Popliedchen
abliefert. Wie hoch bzw. tief dieses Level einzuordnen ist, ist nach wie
vor eine der lustigeren Kontroversen in der deutschen Musiklandschaft. "This
Time" macht da keinen Unterschied. Gleich der erste Song "King
Of Love", den der Münstermaifelder als Single rausbrachte, überzeugt
mit seiner eingängigen Melodie. Zumindest bis die Erkenntnis kommt,
dass eben diese Melodie 1:1 von "Ain't No Mountain High Enough",
dem Marvin
Gaye/Tammi Tarell-Duett abgekupfert ist. Und das auch noch richtig
frech. Raffinierter stellt Anders sich da schon bei "Live Your Dreams"
an. Hier geht nur die Hälfte des Songs auf das Konto von Michael
Jacksons "Don't Stop 'Til You Get Enough".
Der Großteil der Tracks dümpelt auf seichtem, nett anzuhörendem
Mainstreampopniveau dahin und hätte sich ebenso gut auf einem Backstreet
Boys- oder N'
Sync-Output gemacht. Nichts Neues also. Allerdings hält Bernd
Weidung, wie Anders eigentlich heißt, das eine oder andere überraschende
Schmankerl für den Konsumenten bereit.
"Independent Girl", die erste Singleauskopplung, weist eine tolle
Choralkomposition auf, und es wundert beinahe, dass diverse Radiosender
den Song nicht bereits totspielten. "World Of Stars" und "In
Your Eyes" sind zwei wirklich schöne Balladen, die den richtigen
'Unter die Haut'-Faktor aufweisen. Zum Schluss schmalzt sich "Paradise"
noch mal in bester Orange Blue-Manier in die Ohrmuschel.
Was ist nun anders ohne Dieter
Bohlen? Nicht viel, denn auch "This Time" ist größtenteils
entweder dreist abgekupfert oder billig nachgemacht. Es ist Thomas
Anders hoch anzurechnen, dass er im Gegensatz zu Ex-Buddy Bohlen
nicht die totale Trash-Pop-Schiene mitfährt. Ob das allerdings auf
mehr Mut zum Risiko schließen lässt oder nur auf die Unfähigkeit,
eine glatte und saubere Produktion hinzubekommen, ist ebenso unklar, wie
die Antwort auf die Frage, warum so viele Lückenfüller sein müssen.
Sorry Big T!, war das wirklich nötig? .
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ALTERNATIV
/ POP
Electric
Soft Parade: The American Adventure
Eigentlich ist dieses Album etwas ... unbeschreiblich. Nicht, dass hier
übermäßig viele Stile den Hörer unnötig verwirren.
Eher bewegen sich The
Electric Soft Parade im Alternative-Pop-Genre so geschickt, dass
sie immer wieder an dessen Grenzen stoßen, jedoch kaum darüber
hinaustreten.
Der Opener "Things I've Done Before" swingt mit fröhlichem,
lupenreinem Pop. Zuckersüß singt Alex White "I hope that
I was wrong", dazu slidet die Gitarre abgehangen im Hintergrund. Die
Brüder beweisen schon hier, dass sie meisterhaft mit der Dynamik eines
Songs spielen können. Auch das folgende "Bruxellisation"
spricht Bände über die Songwriterqualitäten der sehr jungen
White-Bruder. Dazu Alex' fragile Stimme, und der schmachtende Popsong ist
perfekt. "Wrongest Thing In Town" schlägt dieselbe Richtung
ein, die Brüder zeigen sich noch melancholischer. Nach ca. drei Minuten
verzettelt sich der Song leider in einer langweilenden Gitarren-Endlosschleife.
Dann lieber einen Abstecher in rockigere Sphären wagen: auf "Lights
Out" klingen die Gitarren rau, der Refrain kracht, "and the victories
that you've had will make up for the values you lack". Oder die Single
"Lose Yr Frown": in der Strophe geben die Gitarren laid back den
Ton an, das Keyboard den Rhythmus vor, bevor die Brüder im Refrain
ausbrechen, um zu krachen.
Ab dem Titeltrack weicht das Album dann vom Gewohnten ab. Die Melodien sind
nicht mehr gradlinig, die Songs nicht mehr so eingängig. Über
knapp sieben Minuten hört man beim Track "The American Adventure"
mehrere Melodien, Stile und Strukturen in einem Song. Es folgt ein ruhiges,
gradliniges "Chaos", das seinem Namen keine Ehre macht, den Hörer
beim Träumen jedoch das eine oder andere Mal von der Musik abschweifen
lässt. "Headacheville" bewegt sich wieder etwas in Richtung
Rock und zieht mit ausgefeiltem Gitarreneinsatz die Aufmerksamkeit des Hörers
auf sich.
Mit einem besinnlichen, nachdenklichen Lullaby endet das zweite Album der
White-Brüder. Es beweist, dass den Jungs die Kunst, perfekte Spannungsbögen
und Tempowechsel zu basteln und Breaks an der richtigen Stelle zu setzen,
wohl in die Wiege gelegt wurde.
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ALTERNATIV
/ POP
Lost
Prophet: Start Something
Erstens kommt es anders, und zweitens Lostprophets.
Wer sich von den ersten Takten von "Start Something" in die Irre
führen lässt und glaubt, just another Nu Metal-Klon würde
hier sein Unwesen treiben, ist auf einem ziemlich holzigen Weg. Die Propheten
entziehen sich geschickt jeder Schubladisierung und erweitern mal eben den
Horizont ihrer musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten um einige Potenzen.
Den Stolperstein der Beliebigkeit überwinden die sechs, mit einem spielend
lockeren Hüpfer. Intelligent ausgearbeitete Songstrukturen, eine Ader
für packende Melodien und eine gute Produktion machen "Start Something"
zu einem Gewinner. Hinzu kommt, dass kein einziger der dreizehn Songs als
Ausfall zu Buche steht, ist klar, wohin die Marschrichtung geht: nach oben.
Zwar haftet ihnen der Ruf an, sich der verschiedensten Klischees zu bedienen,
aber 'tschuldigung, was kümmern mich Klischees, wenn hier eine Platte
den Weg an die Öffentlichkeit findet, mit der in dieser Art niemand
wirklich rechnen konnte, die dennoch fesselt und Aufmerksamkeit verlangt?
Die Lieder gehen nie in belanglosem 08/15-Gedudel unter. Alleine das melancholisch-feine
Arrangement von "Hello Again" ist das "Start Something"-Eintrittsgeld
wert, der größte Hammer kommt jedoch ganz am Ende. "Sway"
leiht sich Elemente bei Portishead,
Massive
Attack und - Dank des Gesangs von Ian Watkins - Faith
No More. Aus diesen Zutaten zimmern die Lostprophets
ein eindringliches und atmosphärisches Stück Musik, das als Kehraus
nicht passender hätte gewählt werden können.
Das Verweilen in Negativstimmungen überlassen die Briten den Berufsdepressiven.
"Last Summer" beschwört geradezu perfekt die Stimmung herauf,
die gute Freunde am Strand befällt, die sich des ausgehenden Sommers
zwar bewusst sind, die sich von den unvermeidlich sinkenden Temperaturen
aber nie und nimmer die gute Laune verderben lassen.
Auf einen Schnellschuss, der außer einer gut geplanten Promo-Kampagne
nicht viel zu bieten hat, haben die Prophets verzichtet. Trotz unterschiedlichster
Einflüsse, Songs und Stimmungen klingt der rote Faden von vorne bis
hinten durch "Start Something". Nach vorne los, "Start Something"
eben, aber mit der Kontrolle und einer Überlegtheit, die Freude bereitet.
Diese Überlegtheit führt in letzter Konsequenz auch zu einer Überlegenheit
anderen Bands gegenüber, die außer dem Wiederkäuen von bewährten
Rezepten nicht viel zu bieten haben.
Wer es schafft, Punk, Metal, Pop, Crossover und weißdergeierwasnoch
auf einem Album derart homogen zusammen zu schweißen, bekommt den
Segen.
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SOUNDTRACK
/ ALTERNATIV
Soundtrack:
Lost In Translation
Sofia
Coppola hat sich mit zwei gelungenen Filmen als talentierte Regisseurin
mit einem besonderen Blick für das Innenleben ihrer Figuren erwiesen.
Ihr Gehör ist anscheinend genau so gut. Die Filmmusik von Lost
in Translation, der Geschichte einer von Mai bis Dezember dauernden
Freundschaft zwischen zwei entwurzelten Amerikanern in Tokio, ist wie ein
Heilmittel gegen den Jetlag. Auf Coppolas Rezept wird eine Dosis verträumten
Shoegazer-Pops verschrieben, angefangen von My
Bloody Valentines klangvollem "Sometimes" bis hin zu den
verzerrten Klängen von Jesus
& Mary Chains "Just Like Honey".
Die Musik wird zum Spiegelbild des verworrenen Geisteszustandes der Schauspieler
Bill Murray
(als Filmstar mitten in seiner Midlife-Crisis) und Scarlet
Johansson (als eine emotional bereits im Alter von knapp über
20 Jahren gestrandete Frau). Die Musik liefert aber auch eine sichere, gefühlvolle
Hülle, in der die beiden ihr Übersee-Abenteuer ausleben können.
Coppola arbeitete mit dem Produzenten Brian Reitzell zusammen und schaffte
es, Kevin Shields von Valentine dazu zu bringen, verschiedene Stücke
mit entrücktem Indie-Rock und Klangwelten als Hintergrund zu schaffen,
die stilisiert und ohne markante Konturen wirken. Begrüßenswert
als Zutat ist dieses für uns seltsam klingende japanische Element,
eine verzerrte Reflexion der amerikanischen Folk-Rock-Band Happy End aus
den frühen 70er-Jahren. Einen zusätzlichen "Hidden"
Track liefert der Beitrag von Murray in diesem Film, wenn er seine verschlafene
Karaoke-Version von Roxy
Musics "More Than This" präsentiert.
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SOUNDTRACK
/ FOLK
Soundtrack:
Cold Mountain
Charles Fraziers Roman-Bestseller wird durch den Regisseur Anthony Minghella
mit stimmungsvoller Romantik und mit einer dramatischen Struktur präsentiert,
die bereits mit Homers Odyssee verglichen wurde. Dieses neue Filmkunstwerk
ist -- was die wesentlichen Aspekte betrifft -- durchaus auf einer ebenbürtigen
Ebene mit Coens O
Brother, Where Art Thou zu sehen. Der von T-Bone
Burnett produzierte Soundtrack mit traditioneller Musik aus der
Appalachen-Region, mit einfühlsamen Originalfassungen unterschiedlicher
Songschreiber (wie Elvis
Costello und Sting),
wie mit einer Reihe von packenden Interpretationen (Jack White von den White
Stripes und Alison
Krauss), geht weit über die sonst übliche Einbeziehung
von Stars hinaus.
White beweist bei "Wayfaring Stranger" und mit seiner Version
von Howlin'
Wolfs "Sittin' On Top Of The World", dass seine traditionellen
Bluesstücke nicht als Effekthascherei entstanden sind. Mit seiner Originalversion
von "Never Far Away" begibt er sich in den Bereich stimmungsvoller
Romantik. Alison
Krauss liefert eine faszinierende Version von Elvis
Costellos "The Scarlet Tide". Stings
wehmütiges "You Will Be My True Love" mit Anklängen
an keltische Musik.
Dieser Soundtrack entwickelt ein tief gehendes Gespür für den
Schauplatz und die Epoche dieser Handlung und wird von weiteren traditionellen
Stücken untermalt, die von einer langen Reihe von bekannten Künstlern
der Bluegrass/Country-Folk-Szene dargeboten werden. Ein energiegeladener
Beitrag der Sacred Harp Singers at Liberty Church mit Stücken, die
an Gospelsongs erinnern und geradezu ätherische Klänge liefern,
ergänzt den Soundtrack. Die sanften Orchesterklänge von Gabriel
Yared (ganz entscheidend für die Charakterisierung der Figuren und
für die Kontinuität der Handlung) dienen jeweils als Ausklang
für die vielen Stücke mit urwüchsiger traditioneller amerikanischer
Musik. Burnetts musikalische Reise in die Vergangenheit ist düster,
ominös und immer melancholisch, sie ist jedoch wesentlich mehr als
nur ein zweiter Aufguss von O
Brother, Where Art Thou.
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COMPILATION
/ CHILL OUT
Verschiedene:
Buddha Bar Vol. 6 (2 CD)
Nach zwei eher zwiespältigen Versuchen von David Visan hat die Buddha
Bar wieder den Meistermixer Ravin
gewinnen können, der mit Buddha
Bar 3 und mit den beiden Siddharta-Compilations für die besten
Mixes der gesamten Szene gesorgt hatte.
Ravin
hat nicht nur ein ähnliches gutes Händchen für flüssige
und stimmige Collectionen (ähnlich wie Stéphane Pompougnac/Hotel
Costes), er weiss natürlich auch, dass die Zeit von Ethno-Mixes
à la David Visan vorbei ist. Ebenso sind chillige Lounge-Sounds kaum
noch gefragt, der Trend geht eindeutig hin zu jazzigen Klängen und
griffigen Rhythmen.
Dies wird schon auf der ersten CD der Buddha-Bar-Box
6 klar, bei der Ravin
in leicht indisch angehauchte Klänge immer wieder entspannte Bossas
und lässige Jazzstücke einbaut. Obwohl die 14 Titel der mit "Rebirth"
benannten CD recht unterschiedlichen musikalischen Charakter haben, klingen
sie dennoch äußerst homogen, wie aus einem Guß. Auch wenn
die mit "Rejoice" benannte zweite CD der wie immer opulent ausgestatten
Box relativ entspannt "indisch" beginnt, verspricht sie doch deutlich
mehr Power. Schon in Stück 2 geht's richtig los mit kräftigeren
Beats, leichtem House und dazwischen immer wieder eingestreuten Dub-Rhythmen.
Ab Titel 8 wird's dann richtig heftig, die treibenden House-Rhythmen erinnern
an Collectionen von HedKandi
oder Naked Music, sie sind die mit Abstand trendigsten Klänge, die
jemals auf einer Buddha
Bar CD zu hören waren. Auch wenn das Saxofon ganz am Ende der
CD etwas "nervt", ist der zweite Part der CD dennoch richtig gut
geeignet für Discos und Parties.
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TIPP:
Verschiedene: Hotel Costes Vol. 6 |
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HEAVY
METAL
Disturbed:
Music As A Weapon
Wenn man seine Band "gestört" nennt, muss man entweder ordentlich
einen an der Waffel haben, oder "gestört" zum Motto machen.
Je nach dem, wie man Disturbed
sehen möchte, kann man dieses Attribut anwenden. Ob bekloppt oder nicht,
eines kann man den Mannen um Sänger David Draiman aber nicht absprechen:
die fast unbändige Power, die aus ihren Songs spricht.
Die Band wird 1997 in Chicago gegründet. Gitarrist Dan Donegan, der
nebenbei noch für die elektronischen Elemente im Sound zuständig
ist, probt schon eine ganze Weile zusammen mit Schlagzeuger Mike Wengren
und Bassist Fuzz, nur um frustriert fest zu stellen, dass kein Shouter,
der bei ihnen vorspielt, zu ihnen zu passen schien. Als dann Draiman auf
der Bildfläche erscheint, überrascht er die anderen drei mit der
Bitte, einfach mal drauf los zu jammen. David überzeugt nicht nur durch
sein äußerst versiertes Organ. Die Attitüde, mit der er
auftritt, macht ihn von Anfang an zu einer schillernden Figur innerhalb
der Band. Geprägt durch ein erzkonservatives, religiöses Umfeld,
hatten viele Leute die unterschiedlichsten Pläne für seine Zukunft.
Lehrer oder Arzt sollte er werden und sich eine brave bürgerliche Existenz
aufbauen. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt und drittens
war da die Band, in die er zu passen scheint, wie die Faust aufs Auge.
Nachdem die vier die Aufnahmen zu ihren ersten Demos abgeschlossen hatten,
steht auch schon die Plattenfirmen auf dem Teppich, um sich das sich schon
abzeichnende Potential der Band zu sichern. Der Zuschlag geht an Giant Records,
die im großen Hause Warner ihr Zelt aufgeschlagen haben. Kurz nach
Veröffentlichung des Debuts "Sickness" im März 2000
ist die Band dann auch gleich zum ersten Mal auf Tour, die Resonanzen sind
durch die Bank positiv. Viele, die zu den Konzerten kommen, um sich an der
Abendkasse noch ein Ticket zu sichern, müssen unverrichteter Dinge
wieder von dannen ziehen. Einen prominenten Fan können sie mit Ozzy
Osbourne gewinnen, der ihnen mit der Einladungen zum Ozzfest 2000
endgültig zum Durchbruch verhilft.
Die Auftritte im Rahmen des Billings treffen die Anwesenden Konzertbesucher
wie ein heftiger Schlag in die Weichteile und mit einem Mal sind Disturbed
in aller Munde. Diesen Triumphzug setzen sie dann als Headliner auf der
zweiten Bühne des 2001er Ozzfest fort.
Der kommerzielle Erfolg lässt dann natürlich nicht lange auf sich
warten. Das Album steigt auf Position 67 in die Billboard Charts ein und
bekommt ziemlich schnell Doppel-Platin verliehen. Nun steht die Band fast
schon auf derselben Stufe mit den Acts, mit denen sie immer verglichen werden,
obwohl Vergleiche nichts taugen, um den Stil von Disturbed
zu beschreiben. Von melodiös bis knüppelhart ist alles im Programm,
was der Hartwurst-Fan so gerne hat. Zu noch größeren Ehren gelangen
sie, als sie im Vorprogramm von Godsmack
und den Stone
Temple Pilots auf der von MTV gesponsorten "Return Of The Rock"-Tour
auftreten. Ein Gig in ihrer Heimatstadt Chicago wird sogar exklusiv für
MTV aufgezeichnet und entwickelt sich dort zum Dauerbrenner.
Die Kunde von den Gestörten verbreitet sich auch in Europa, nachdem
sie im Vorprogramm von Marilyn
Manson den alten Kontinent beackeren. Zwar bleibt vom amerikanischen
Rummel nicht so viel übrig, aber die Saat ist gesät. Nebenbei
fanden sie sogar noch Zeit, Tracks für die Soundtracks zum Komödienspaß
Little
Nicky (Nebenrolle: Ozzy
Osbourne), Dracula
2000 und Valentine
ein zu spielen. Nachdem sie sich bis Ende 2001 live wahrhaftig den Arsch
wund spielen, gehen sie schnurstracks wieder ins Studio, um den Nachfolger
"Believe" einzuspielen. Die erdigen Nu-Rocker aus Chicago machen
sich. Klang die letzte Scheibe The Sickness noch ein wenig unausgegoren,
so ist das Songwriting auf Believe deutlich überzeugender ausgefallen.
Disturbed
haben gelernt, ihr musikalisches Feld effektiver zu beackern. Da die Band
keinen Bock auf aufgeblasene High-End-Produktionen und allzu viele Ausflüge
in rock-fremde Bereiche hat, bleibt ihr nichts anderes übrig, als auf
abwechslungsreiche Riffs und eindringliche Vocals zu setzen. Beides gelingt
ihr auf Believe vorzüglich. Das Riffing wirkt relativ kompakt und traditionell,
offenbart bei genauerem Hinhören aber viele interessante Details und
originelle Wendungen. Nun ist es an der Zeit, nach so vielen Touren, endlich
das, und nicht nur für die "alten" Fans, dass Live Album,
auf diesem ist deutlich zu erkennen, Das, die größten Fortschritte
der Sänger David Draiman gemacht, der fast jeden der Tracks mit eigenständigen,
unter die Haut gehenden Melodielinien veredelt. Sein einzigartiges Organ
prägt das Album von der ersten bis zur letzten Sekunde und dürfte
Disturbed
nicht nur in den USA, sondern auch hier zu Lande zahlreiche neue Fans bescheren.
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TIPP:
Disturbed: Music As A Weapon 2 (1 CD & 1 DVD) |
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DEATH
METAL
Deicide:
Scars Of The Crucifix
Auf der Promo steht: "The Blasphemy is back"! Hat eigentlich nach
dem eher aus der Pressesicht durchschnittlichem letzten Album für das
alte Label jemand geglaubt, dass Deicide
eine neue Platte machen werden? Zudem auch noch Glen Bentons megageile Beteiligung
bei Vital
Remains nicht unbedingt die Gerüchteküche abkühlen
lies! Siehe da, Deicide
ist wirklich wieder da und sie haben eine Menge an neuer Power in den letzten
3 Jahren (dazu-)gewonnen. Deicide
sind mit den Aufnahmen zu ihrem neuen Album "Scars Of The Crucifix"
in den Morrisound Studios in Tampa mit Produzent Neil Kernon (Cannibal
Corpse, Nevermore)
fertig und liefern ein, nun ja...- Sorry, aber leider wirkt die Scheibe
ab dem sechsten Stück zu schlicht und somit eher durchschnittlich und
hat somit den gleichen Charakter wie die zwei Vorgängeralben. Schade
eigentlich, den Titel wie "Scars of the crucifix", "Mad at
God", "Fuck your God", "When heaven burns" und
vor allem "Conquered by Sodom" knallen wie die Sau und geben das
Gefühl, dass Deicide
es mal wirklich richtig aggressiv und bombastisch drauf haben! Halt schnell,
präzise, technisch, gewaltig und teuflisch zugleich. Vor allem der
Gesang ist diesmal in den o.g. Songs besonders gut, da sich Glen noch furchteinflüssender
gibt. Im Grunde ist dieses Werk nicht unbedingt als schlecht zu bewerten,
aber an die ersten Werke oder "Serpents of the light" oder gar
den Meilenstein "Once upon the cross" kommt es allemal nicht ran.
Vielleicht entsteht dadurch die Frage: Wer will das schon, schließlich
will man doch keine Kopie eines "alten" Albums? Aber ich meine,
dass der ach so geniale und echte Deicide-Spirit
irgendwann zwischen "Insineratehymn" und "In Torment in hell"
(fast) verlorengegangen ist.
Fazit: Dieses Album hat seine genialen Songs und die Presse dürfte
sich durch dieses Werk vom langjährigen "Torment in hell"-Trauma
erholen und auch für die Deicide-Fans
dürfte sich ganz bestimmt freuen.
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ALTERNATIV
/ ROCK
John
Frusciante: Shadows Collide With People
Die Red
Hot Chili Peppers sind seine absolute Lieblingsband, deren Gitarrist
Hillel Slovak sein größtes Idol. Als der am 5. März 1971
geborene John
Frusciante 1986 im Variety Arts Center in L.A. seiner Götter
ansichtig wird, ist es erst recht um ihn geschehen. Fortan übt er die
Songs seiner Helden auf der Gitarre noch besessener als zuvor. Den L.A.-Gig
nimmt er außerdem zum Anlass, die Band backstage zu treffen. Wie die
Legende besagt, beginnt ab diesem Tag - trotz des Altersunterschieds von
acht Jahren - eine innige Freundschaft zwischen Frusciante und den Red
Hot Chili Peppers (bestehend aus Anthony Kiedis, Flea, Hillel Slovak
und Jack Irons), zu deren Gedeihen vor allem Frusciante beiträgt, der
der Band zu unzähligen Konzerten hinterher reist. Seine Begeisterung
für Slovaks Gitarrenspiel beschrieb Frusciante später einmal so:
"Ich versuchte, genau so zu spielen wie er. Meine Freunde meinten,
ich hätte einen eigenen Stil, doch alles was ich machte, war, Hillel
zu kopieren." Nach dem Achtungserfolg "The Uplift Mofo Party Plan"
von 1987 und der '88er EP "Abbey Road" arbeiten die Red
Hot Chili Peppers gerade am vierten Studioalbum, das "Rockin'
Freakapotamus" heißen sollte (heute der Name des RHCP-Fanclubs!),
als Hillel Slovak am 25. Juni 1988 an einer Überdosis stirbt. Die Band
ist geschockt und nimmt sich eine einjährige Auszeit. Als Anthony und
Flea 1989 die Band wiederbeleben wollen, hat der zukünftige Pearl
Jammer Irons das Boot bereits verlassen. Der ebenfalls geschockte
John
Frusciante ist gerade dabei, ein Angebot der L.A.-Combo Thelonious
Monster anzunehmen, als er seinen jugendlichen Traumjob als Red
Hot Chili Peppers -Gitarrist angeboten bekommt.
Der Zeitpunkt hätte günstiger nicht sein können. "Mother's
Milk" wird mit dem jungen Frusciante noch erfolgreicher als der Vorgänger,
erreicht Gold-Status und bringt die Band erneut auf Tour nach Europa. Der
große Wurf gelingt den Peppers dann 1991: "Blood Sugar Sex Magik"
entwickelt sich zu Beginn des Crossover-Booms rasch zum Welterfolg und ist
zu großen Teilen dem Gitarrenspiel Frusciantes zu verdanken. Um den
plötzlichen Ruhm zu verdauen, setzt der 20-Jährige wie auch Sänger
Kiedis auf üppigen Drogenkonsum, der sich beim Nesthäkchen verstärkt
in unvorhersehbaren Verhaltensweisen äußert. Zu dieser Kategorie
gehört sein abrupter Ausstieg bei den Peppers inmitten einer Japan-Tournee
1992. Ein Entschluss, den ihm Anthony bis zum Wiedereinstieg im Jahr 1998
nicht verzeiht. Einzig Flea hält sporadischen Kontakt zu ihm aufrecht.
In den sechs Peppers-losen Jahren führt John
Frusciante das Leben eines millionenschweren Einsiedlers, der sich
in seinem Haus in L.A. einschließt und penibel auf uneingeschränkte
Drogenzufuhr achtet.
Dank den Überredungskünsten seiner Kumpels River Phoenix, Gibby
Haynes (Butthole
Surfers) und Perry Farrell (Jane's
Addiction) veröffentlicht John 1994 seine privaten Aufnahmen
"Niandra Lades" (Songs 1-12) und "Usually Just A T-Shirt"
(Songs 13-25) auf einem Album über Rick Rubins Label "American
Recordings". Die enttäuschenden Verkaufszahlen kümmern den
Misanthropen Frusciante wenig. Ihm geht es einzig darum, seine "wahren
Gefühle" zu vermitteln, die ihm Stimmen und Seelen aus dem weiten
Universum zuflüstern. Auch auf dem Nachfolger von 1997 krächzt
John seine unmittelbaren, nunmehr stark von Heroin kontrollierten Emotionen
ungefiltert zur Akustikklampfe ins Aufnahmegerät. Der Release hat diesmal
keine idealistischen Gründe mehr, der Eremit braucht schlicht Geld
für noch mehr Drogen. Das verstörte und leidende Winseln auf "Smile
From The Streets You Hold" gilt als das Paradebeispiel eines Junkie-Albums.
Die Songs stammen aus dem Zeitraum zwischen 1988 und 1996, was anhand des
durchgehenden Gejaules nicht weiter auffällt. 1997 unterzieht sich
John einer Entziehungskur. Der Rest ist Geschichte.
Nach dem Megaerfolg von "Californication" veröffentlicht
Frusciante 2001 sein auf Tour komponiertes, drittes Soloalbum "To Record
Only Water For Ten Days. 2004 ist wieder ein Frusciante-Jahr: Nachdem sich
die Red
Hot Chili Peppers mit einem Best Of-Album und der Single "Fortune
Faded" erstmal zurücklehnen und einige Festival-Gigs zusagen,
spielt John sein viertes Werk "Shadows Collide With People" ein,
auf dem auch die Buddys Flea und Chad mitmischen. Das Ergebnis sind 18 neue
Songs, die sich zwar vom autistischen Homerecording-Charme des Vorgängers
weg bewegen, aber noch immer die verquere, melancholische Eleganz seiner
bisherigen Kompositionen verströmen.
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MUSIK
DVD
Rolling
Stones: Rolling Stones: Four Flicks (4 DVD)
Selbst die Rolling
Stones spalten. Für die mitalternde Fangemeinde bleiben sie
einfach die beste Rockband der Welt. Andere wiederum ermüdet Keith
Richards Drei-Riff-Schema bereits seit den Achtzigern. Eins ist nach über
40 Jahren aber gewiss. Die Stones machen Musikgeschichte. Oder wie es Richards
einmal sinngemäß formulierte: erst wenn seine Combo abtritt,
wird man wirklich sehen, was im Rock-Zirkus möglich ist. Doch von in-Rente-gehen
kann keine Rede sein.
Vielmehr hielten die Stones die Quintessenz ihrer Jubiläumstour auf
vier DVDs mit zahlreichen Features rund um Tour, Band und Historie sowie
Bonus-Songs und altes Bildmaterial fest. Mick Jagger, Richards, Charlie
Watts, Ron Wood und Co. ließen dafür die Shows im Pariser Olympia
Theatre, im New Yorker Madison Square Garden sowie im Londoner Twickenham
Stadium mit ihren jeweils unterschiedlichen Setlists filmen.
Die Live-Box bildet insofern das Konzept der vor kurzem in der Schweiz zu
Ende gegangenen "Fourty Licks"-Welttournee ab: gerockt wird im
relativ kleinen Club, in der Halle und im Stadion. So spielten die Stones
in München zum Start der Europa-Tour beispielsweise nacheinander in
der Olympiahalle, im Olympiastadion und im recht intimen Circus Krone. Bei
den drei Konzert-DVDs lassen sich zusätzliche Funktionen, wie Backstage-Eindrücke
während des Gigs oder Band-Kommentare zu den Songs anwählen. Es
finden sich auch kurze Extras wie die kommentierten Gastauftritte Sheryl
Crows und Solomon
Burkes oder von AC/DC,
bei denen die prominenten Gäste selbst zu Wort kommen. Die DVD-Box
wartet zudem mit sechs Songs auf, die noch nie releast und mit 16 Stücken,
die live noch nicht veröffentlicht wurden. Gute Unterhaltung bietet
der Zusatz-Silberling, der deutlich macht, welch immensen Aufwand eine Stones-Welttour
bedeutet und wie lange ihre Vorbereitung dauert. Man begleitet die Band
in zahlreiche Städte und Länder, in den Proberaum, zu Promo-Terminen,
zum Vocal- und Dance-Coaching, ins Fitnesstraining, ins Flugzeug, schaut
bei der Planung der Bühnenshow (54 Trucks!) zu oder schwebt im Zeppelin
zum Tourauftakt in Manhattan ein.
Da werden schon mal Erinnerungen an die Anfänge wach: "Da war
nichts", so Jagger. Die Kommentare sprechen die Bandmitglieder selbst.
Richards profiliert sich einmal mehr als direkter, charmant-ironischer Rabauke,
während Jaggers Macher-Image beeindruckt. Drummer Watts ist und bleibt
der ruhigste der Stones, und der gut gelaunte Ronnie Wood fragt sich auch
nach 30 Jahren noch, weshalb er als Nesthäkchen gilt. Unterm Strich
gibts sympathischen, soliden Rock in solider Bild- und Ton-Qualität.
Eben genauso, wie es auf einer höchst professionellen Tour zugeht -
manchmal rau, dafür ungeschminkt. Passend dazu bleibt die Menüführung
im schlichten Design gehalten. Am Ende staunt man trotzdem, wie viel Begeisterung
die Stones überall auf der Welt, ob in Japan, Indien, den USA, Spanien,
Prag, London oder Deutschland, noch immer auslösen.
Die größten Augenblicke der DVD bleiben aber jene, die die Magie
des R'n'Rs einfangen. Die Adrenalin-geschwängerten Sekunden und Minuten
vor bzw. nach den Gigs, für die Musiker auf die Bühne und Fans
in die Konzerte gehen.
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Text-Quellen:
Diverse |
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28.02.2004 03:20:04 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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